24 Mai 2023
Die riesige Rauchwolke und die Flammen füllen mein Bild. "Es brennt", höre ich meinen Vorgesetzten über das Walkie-Talkie sagen, "alle Kletterer müssen sofort die Routen verlassen, wir werden evakuiert." Ich schaue mich um und sehe, dass die Kletterer ängstlich dreinschauen; auch sie sehen die Flammen. Die Routen in der Nähe des Feuers müssen zuerst geräumt werden. Ich schnappe mir einen Einsatzsack, hänge meinen Haken ein und klettere mit klopfendem Herzen in die Route. In der Ferne dringen Feuerwehrsirenen in mein Gehör, während ich auf die Flammen zusteige.
Augenblicke später bin ich wieder auf dem Boden. Pfff, das war aufregend. Zum Glück war es nur eine Übung und die Rauchwolke war nicht echt. Ich gehe auf meine Kollegen zu und stelle fest, dass wir uns alle eine Weile erholen müssen. Es mag eine Übung gewesen sein, aber es hätte genauso gut echt sein können.
Feuer ist eine der Kalamitäten, die im Kletterwald passieren können. Wenn das passiert, muss ich mit meinen Kollegen den Wald sofort evakuieren und alle in Sicherheit bringen. Feuer ist nicht das einzige Unglück, das im Kletterwald passieren kann. Manchmal kommen zum Beispiel Gewitter zu nahe an den Wald heran, so dass man nicht mehr sicher klettern kann, oder jemand wird krank oder verletzt.
Um auf Notfälle gut vorbereitet zu sein und zu wissen, was ich als Angestellter in einer solchen Situation tun sollte, gibt es die Notfalltrainingskurse. Dabei geht es zum Beispiel darum, wie ich im Notfall mit meinem Walkie-Talkie umgehen soll und welche Aufgaben mir der Vorgesetzte geben kann. Danach üben wir tatsächlich einen Notfall, zum Beispiel den Ausbruch eines Feuers. Dabei wird mir eine Rolle zugewiesen. Ich werde ein Ausbilder sein, die Feuerwehr und den Krankenwagen empfangen, ein bewusstloser Gast sein, der aus einem Baum gezogen wird, oder jemand von der Presse sein.
Im Ernstfall sind natürlich auch Kletterer im Wald anwesend. Da das Training abends nach Feierabend stattfindet, sind Statisten, die klettern gehen, anwesend. Wenn wir im Training den Ausbruch eines Feuers üben, kommt auch kurz die Feuerwehr um die Ecke. Sie üben mit uns und tun auch so, als ob das Feuer echt wäre. Auf diese Weise lernen wir gemeinsam, wie wir uns in dieser Situation am besten verhalten.
Nachdem wir das Unglück geübt haben, besprechen wir, wie es gelaufen ist. Was ist gut gelaufen? Und was könnte verbessert werden? Dabei höre ich mir genau an, wie jeder die Schulung erlebt hat, und spreche auch selbst die wichtigsten Punkte an. Es ist sehr lehrreich, von den Anwesenden zu hören, was gut gelaufen ist und was verbessert werden muss.
Einer meiner Kollegen, Tony, sagt Folgendes: "Das Notfalltraining stärkt mein Vertrauen in mich selbst und in das, was ich in einem Notfall tun kann. Ich sehe, dass das Training die Teamdynamik fördert; die Kollegen lernen, einander zu vertrauen und aufeinander zu reagieren".
Tonys Erfahrung beschreibt, wie ich selbst das Katastrophentraining erlebe. Es ist eine wichtige Ergänzung zu unserer Ausbildung. Ich schaffe Vertrauen in mich und in das Team um mich herum, um Notfälle so sicher und schnell wie möglich zu lösen. Außerdem ist es immer schön zu sehen, dass die Statisten und die Feuerwehr bereit sind, uns zu helfen!
